11.02.2021: Online-Zeitzeugenbegegnung mit NS-Zwangsarbeitern aus der Ukraine

Nikolaj Onischtschenko und Alexander Malovitsa, Jahrgang 1925 bzw. 1926, wurden während des 2.Weltkrieges als Teenager aus der von Nazideutschland besetzten Ukraine ins Deutsche Reich und Belgien verschleppt, um Zwangsarbeit als sogenannte Ostarbeiter zu leisten.

Im Rahmen unseres Schwerpunktthemas “Ostarbeiter aus der Ukraine” im Bereich Erinnerungskultur in diesem Jahr fand daher am am 11. Februar 2021 ein Online-Zeitzeugengespräch mit zwei von nur einer Handvoll noch lebenden ehemaligen ukrainischen NS-Zwangsarbeitern statt. Aufgrund des hohen Alters der Zeitzeugen war es wohl eine der letzten Möglichkeiten, sich direkt live mit ehemaligen NS-Zwangsarbeitern auszutauschen.


Zeitzeugen:
Nikolai (Pawlowitsch) Onischtschenko
geboren 17. Dezember 1925, metallurgischer Ingenieur, schreibt Gedichte, aus der Region Luhansk, lebt heute in Kyiv


Alexander (Markovich) Malovitsa
geboren 1926, lebt in Kyiv


Moderatoren:
Dipl.-Pol. Andrej Ferdinand Novak, One Europe e. V., Nürnberg
Dr. Anton Galushka-Adaikin, Historiker & Regisseur, Charkiw

Schulen:
Sigmund-Schuckert-Gymnasium Nürnberg
Linguistisches Gymnasium Nr. 23, Charkiw
Sekundarschule 52 des Charkiwer Stadtrates
Gymnasium Nr. 55, Charkiw

Koordination:
Ihor Zakharchenko

Dolmetscherin:
Irina Zimmermann

Unser Zeitzeugengespräch auf YouTube:

https://www.youtube.com/channel/UCrrBoi12WHca5Q8rPdwZjuQ


Die Eindrücke der Schüler nach dem Zeitzeugen-Gespräch:

Gemeinsam haben wir von One Europe e. V. mit Schülern aus den Partnerstädten Nürnberg und Charkiw. sowie weiteren Interessentinnen und Interessenten ein Online-Zeitzeugengespräch mit ehemaligen sowjetischen NS-Zwangsarbeitern – sogenannten “Ostarbeitern” – aus der Ukraine geführt und von ihrer Lebensgeschichte erfahren. Die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler hatten im Anschluss an die Zeitzeugenberichte die Gelegenheit für Fragen an unsere Zeitzeugen und haben im Anschluss an das Zeitzeugengespräch ihr Feedback gesammelt:

  • Linguistisches Gymnasium Nr. 23, Charkiw
    • Fedir Schumakov:
      Ich habe dieses Treffen sehr genossen. Es war für mich wichtig, über diese Ereignisse von den Zeitzeugen zu hören, die in einem Alter wie ich die Schrecken des Krieges miterlebt haben. Ich war auch sehr überrascht, dass diese alten Männer nach so vielen Jahren so gut Deutsch sprechen. Ich empfehle, solche Treffen öfters zu organisieren.
    • Jaschtschenko Sergii:
      Die Kommunikation mit den Zeitzeugen hat mich dazu angeregt, über unsere Geschichte nachzudenken und vielleicht noch mehr dazu zu erfahren. Es hat mir gut gefallen, dass ich die deutsche mündliche Sprache nicht im Unterricht oder im einem Film, sondern live mit den Muttersprachlern hören konnte. Ich würde gerne mehr Treffen wie diese und, wenn möglich, nicht online.
    • Sheniia Zymich:
      Solche Konferenzen sind sehr wichtig für den Austausch von Erfahrungen zwischen Menschen aus verschiedenen Ländern. Zunächst einmal sind Ereignisse dieser Art sehr nützlich, um die Geschichte der Menschheit zu verstehen und möglicherweise Fehler in der Zukunft zu vermeiden. Ich würde gerne an dieser Art von Konferenzen teilnehmen.
    • Denis Nazarenko:
      Dieses Treffen hat mir wirklich sehr gut gefallen! Aus solchen Begegnungen und Geschichten können wir eine Menge lernen. Sie lehren uns, das Leben und die Menschen zu schätzen und ein Interesse und Respekt für die menschliche Geschichte zu haben, denn “wer seine Vergangenheit nicht kennt, hat keine Zukunft”. Daher ist es natürlich notwendig, solche Treffen durchzuführen.
    • Andrii Nazarenko:
      Es war sehr interessant und es hat mir gut gefallen, dass die Veranstaltung sowohl auf Russisch als auch auf Deutsch war. In der Zukunft soll man die gleichen Veranstaltungen auf Russisch, Englisch und Deutsch durchführen, damit auch Kinder aus anderen Ländern einbezogen werden können, denn es ist ein wichtiges Thema, mit dem jeder vertraut sein sollte. Was geändert werden könnte, wäre es besser, die Konferenz auf eine frühere Zeit zu verlegen, da sie 3+ Stunden dauert.
  • Sekundarschule 52 des Charkiwer Stadtrates
    • Alexey Khvostitschenko:
      Am 11. Februar nahm ich am Runden Tisch von “One Europe” teil. Die Veranstaltung war interessant, ich habe eine Menge historischer Informationen direkt von den Zeitzeugen Oleksandr Malovitsa und Mykola Onishchenko gelernt. Sie waren ukrainische Ostarbeiter, die zur Zwangsarbeit ins Deutsche Reich geschickt wurden. Sie haben sehr interessante Geschichten erzählt, ich war von ihren schwierigen Schicksalen beeindruckt.
    • Sofia Vasylenko:
      Ich bin der NGO “One Europe” sehr dankbar, dass sie ein wirklich informatives Zeitzeugengespräch veranstaltet hat. Sogar im Jahr 2021 werden die Probleme der “Ostarbeiter”, der sogenannten “Ostarbeiter aus der Ukraine”, verschwiegen und vergessen, aber Sie haben sie nicht vergessen. Nachdem ich die tragische Geschichte von den Zeitzeugen gehört habe, begann ich diese traurige Seite der Geschichte nicht nur als Bericht aus dem “Lehrbuch”, sondern als echte wahren Ereignisse wahrzunehmen, die mit keinem Buch verglichen werden können. Außerdem hat mir der Teil der Veranstaltung gut gefallen, als die Teilnehmer die Möglichkeit hatten, den Zeitzeugen Fragen zu stellen. Ich benutzte diese Gelegenheit auch und bekam Antworten auf die Fragen, die mich schon seit langer Zeit interessiert hatten. Ich war sehr berührt und dankbar, dass die Veranstaltung sich des Themas der “Ostarbeiter” angenommen hat, das in Vergessenheit geraten, aber bis heute noch aktuell ist.
  • Gymnasium Nr. 55, Charkiw
    • Sofia Bondarenko:
      Ich danke den Organisatoren der Veranstaltung für die Gelegenheit, das Gefühl zu bekommen, dass wir wirklich ein vereintes Europa sind! Es ist äußerst wertvoll, dass die Interviews mit Mykola Pavlovych Onyschenko und Oleksandr Markovych Malovytsia von Experten aus den Partnerstädten Charkiw und Nürnberg, zusammen mit unseren Landsleuten vorbereitet wurden!
    • Alexander Dsuba:
      Eine großartige Konferenz – das sind nur zwei Worte, mit denen man diese Veranstaltung so vollständig wie möglich beschreiben kann. Meiner Meinung nach hat es dieses Zeitzeugengespräch ermöglicht, die Zweckmäßigkeit des Lernens der “lebendigen” Geschichte, die aus den Lippen der Menschen geboren wird, zu verstehen und zu unterstreichen. Ich hoffe, dass dies nicht die letzte Konferenz dieser Art war, an der ich teilnehme. Vielen Dank für diese Gelegenheit an Maria Viktorivna Parkhomenko und die deutschen Kollegen!
    • Mikhailo Gunbin:
      Ich möchte mich herzlich bei den Organisatoren und Teilnehmern der Konferenz für diese wunderbare Gelegenheit bedanken, dass ich an einem Zeitzeugengespräch über die schrecklichen Ereignisse des Zweiten Weltkrieges teilnehmen konnte. Die Live-Kommunikation im Online-Format half dabei, reale Ereignisse zu beleuchten, die mit den Zeitzeugen selbst und anderen Protagonisten dieser Ereignisse stattfanden. Ich hoffe auf eine weitere Fortsetzung mit ähnlichen Veranstaltungen.
    • Vladislav Polishchuk:
      Vielen Dank an „One Europe“ für die Durchführung solcher Veranstaltungen. Dank dieser Veranstaltung hat die jüngere Generation die Möglichkeit bekommen, mit lebenden Zeitzeugen der bedeutenden historischen Ereignisse und Tragödien zu kommunizieren, was es ermöglichte, sich eine vollständige Vorstellung aller Schrecken und Ereignisse dieser Zeit zu machen. Nachdem wir eine Analyse dieser schrecklichen Ereignisse gemacht haben, kamen alle zu dem Schluss – man sollte nicht zulassen, dass solche Ereignisse sich je wieder ereignen.
  • Sigmund-Schuckert-Gymnasium, Nürnberg
    • Anastasia Gratz:
      Als Schülerin des Nürnberger Sigmund-Schuckert Gymnasiums wollte ich herzlich Danke sagen. Es war sehr interessant, zuhören zu können und die Erlebnisse und Geschichten zu erfahren. Nochmals herzlichen Dank!


Förderung

Wir bedanken uns bei der Stiftung EVZ (Erinnerung, Verantwortung Zukunft) für die großzügige Finanzierung des Online-Zeitzeugengesprächs.


Diese Veröffentlichung zu den Ergebnissen des Projekts bzw. der Zeitzeugenbegegnung stellt keine Meinungsäußerung der Stiftung EVZ dar.

Für inhaltliche Aussagen trägt der Autor bzw. tragen die Autoren die Verantwortung.